Baum des Lebens und des Todes… und der Frau Holle

Holunder

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Die Holunder (Sambucus) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Moschuskrautgewächse. Die Gattung enhält weltweit etwas über zehn Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind. Am bekanntesten von diesen drei Arten ist der Schwarze Holunder, der im heutigen Sprachgebrauch meist verkürzt als Holunder bezeichnet wird.

Das Wort Holunder stammt von dem althochdeutschen Wort Holuntar (Holun= hohl, heilig, günstig, gnädig) ab. Tar kommt von Baum oder Strauch.

Der lateinische Name des Strauchs, Sambucus, geht wahrscheinlich auf die Sambuche zurück, ein harfenähnlikches altgriechisches Instrument, das aus Holunderholz gefertigt wurde.

Allein in der deutschen Sprache gibt es eine Vielzahl von Ausdrücken für den Holunder:

Attich, Alhorn, Betschel, Elder (engl.), Ellhorn, Fliederbusch, Holder, Holle u.v.a.

Holunder (Sambucus nigra) ist ein bis zu 7m hoch wachsender Strauch oder Baum, der in ganz Europa heimisch ist. Die vielen weißgelblichen Einzelblüten sind zu einer Trugdolde vereinigt. Die Ernte der ganzen Blütenstände erfolgt im Juni/Juli. Bis September entwickeln sich aus den Blüten fünf bis sechs Millimeter große, kugelförmige dunkelviolett bis schwarze Steinfrüchte. Ihr Saft schmeckt herb – säuerlich & färbt stark.

Als Teedroge (Sambuci flos) dienen die getrockneten, gesiebten Blütenstände vom Sambucus nigra.

Holunderzubereitungen steigern die Bronchialsekretion. Sie finden bei Katarrhen der oberen Luftwege & trockenem Reizhusten in Form von Tee Verwendung. Außerdem wirken die Holunderblüten schweißtreibend, weshalb sie bei Fieber zum Einsatz kommen. Schwitzkuren sollten jedoch nur dann druchgeführt werden, wenn der Kreislauf stabil ist.

Sagenumwoben

Baum des Lebens & des Todes…

  • Bei den Kelten galt der Holunder als heiliger Baum. Er verkörperte die Unendlichkeit des Lebens: Im Winter war der Baum „tot“ – im Frühjahr erwachte er zu neuem Leben
  • Im druidischen Baumkalender ist der Holunder der 13. und letzte Jahresbaum. Er schließt das Jahr ab und steht für den Tod und die Wiedergeburt.
  • Germanische Stämme wie die Friesen, bestatteten ihre Toten unter dem Ellhorn (Holunder) nahe beim Haus.
  • Die Germanen verehrten den Holunder und opferten ihm Brot, Milch und sogar schon Bier.
  • Die Namensähnlichkeit von Holda, die Muttergöttin aus der germanischen Mythologie, ist nicht zufällig. Der Name Holda (auch Holla oder Hohe, in Grimms Märchen: Frau Holle) bedeutet die Strahlende. Holda wurde als Hausgöttin verehrt. Man brachte ihr Opfergaben zum Holunderbusch. Holda wa auch die Schutzpatronin für Menschen & Pflanzen. Sie vermochte Menschen vor Krankheiten zu heilen. In ihr verkörperte sich die Güte von Mutter Erde & das Strahlen des Himmelslichts gleichermaßen.
  • Auch Freya, die germanische Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit, soll eine besondere Beziehung zum Holunderstrauch haben und im Holler wohnen.
  • So lange Menschen an Frau Holle glaubten, war es verboten, einen Hollerbusch zu fällen oder zu beschädigen. Krankheit und Tod so hieß es, seien die Folgen.
  • Im Zuge der Christianisierung wurde der heilige St. Nikolaus an die Stelle von Frau Holle gesetzt. Den Holunderzweig den er in der Hand hielt – ein Symbol für Fruchtbarkeit- verwandelte sich in eine Rute.
  • Aus dem 17. & 18. Jahrhundert ist überliefert, dass die Menschn den Holunder um Verzeihung baten, wenn sie ihn fällen mussten. Es war nur Witwen & Kindern erlaubt, diesen zu fällen.
  • Ein alter Glaube besagt, dass es ein Zeichen dafür sei, dass ein Verstorbener seine Ruhe gefunden habe, wenn ein auf seinem Grab eingepflanzter Holunderzweig zu wachsen begänne.

Auch in der Bibel sollen sich Hinweise auf den Holunder finden:

  • so soll die Wiege des Jesuskind aus Holunderholz gefertigt worden sein
  • die Heilige Familie soll auf der Flucht nach Ägypten unter einem Holunderbaum gerastet haben. Daher rührt der Glaube, der Holunder gehöre zu den Bäumen, di enicht vom Blitz getroffen werden.
  • Das Kreuz Christi soll aus Holunderholz gewesen sein
  • Judas soll sich an einem Holunderbaum erhängt haben

Tipps zur Zubereitung

 

 

 

 

 

Der Verzehr von ungekochten unreifen oder auch reifen Holunderbeeren kann Übelkeit, Erbrechen & schweren Durchfall auslösen!

Kochen zerstört den giftigen Stoff Sambunigrin.

Die Blüten werden in der Küche vielfältig verwendet:

  • In Teig herausgebacken schmecken Holunderblüten gut als Holunderküchlein
  • Kocht man die Blüten in Zusckerwasser, erhält man Holunderblütensirup, der im Sommer mit Wasser vermischt ein erfrischendes Getränk ergibt oder in Aperitifs & Cocktails zum Einsatz kommt.
  • Aus Holunderbeeren kocht man z.B. Gelee oder verarbeitet sie zu Wein.

ACHTUNG: Holunderfrüchte sofort verwenden, sonst drohen Gärprozesse.

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